Vereinschronik
Die Geschichte des Schwertkampf Osnabrück liegt tief verborgen im Nebel der Vergangenheit. Wenige Informationen gelten als gesichert und widersprüchliche Berichte von Zeitzeugen ergeben ein teilweise diffuses Bild.
Nichts desto trotz hat sich ein mutiger Chronist in die Tiefen der Archive vorgewagt und konnte aus staubigen Dokumenten einen teilweise lückenhaften Ablauf wichtiger Ereignisse rekonstruieren.
Vor langer langer Zeit (irgendwann vor 2008) schloss sich eine Gruppe schwertkampfinteressierter Osnabrücker zusammen und trainierte den Umgang mit dem Langen Schwert nach Meister Fiore de‘i Liberi.
Unter Bastian Busch erwuchs aus dieser Gruppe im Jahre 2008 der Schwertkampf Osnabrück e. V. der sich weiterhin den Lehren des italienischen Schwertmeisters widmete. Vorbild für das Training waren die Inhalte der School of European Swordsmanship.
Die nächsten Jahre liegen im Dunkel der Geschichte und aus Ermangelung anderweitiger Informationen muss (wenn auch hoch spekulativ) davon ausgegangen werden, dass das Training in der Zeit nach der Vereinsgründung skandalöserweise bis mindestens 2011 gesittet, geordnet und regelmäßig ohne größere Veränderungen oder Vorkommnisse stattfand und sich ein Zentrum italienischer Fechtkunst in Osnabrück etablierte.
Für das Jahr 2011 finden sich erstmals wieder detaillierte Dokumente und ein Mann Namens Frank Polenz taucht auf dem Schauplatz der Geschichte auf. Hier erstmals als Gerätewart und zukünftiger Co. Trainer erwähnt.
Es schließen sich einige mäßig bis schlecht dokumentierte Jahre an, während derer besagter Frank ein Semester lang direkt unter Dr. Guy Windsor, in der School of European Swordsmanship (SES), in Helsinki, trainert und diese Lehren zurück nach Osnabrück getragen hat. Es wurde ganz offiziell ein Band zwischen der SES und Osnabrück geschmiedet, das erwiesenermaßen bis heute hält.
Am 10.06.2012 fand das erste Seminar mit Guy Windsor in Osnabrück statt. Dieser wusste anfangs gar nicht, dass der Verein nach seinem Vorbild trainiert hat. Als er jedoch von uns erfahren hat, war er zunächst sehr überrascht, aber auch begeistert.
Der Verein entwickelte sich in dieser Zeit prächtig und ein Training konnte dreimal wöchentlich angeboten werden.
Leider sind auch hier keine detaillierten Informationen über größere Ereignisse erhalten und so muss erneut von einem geregelten Trainingsablauf und einem blühenden Vereinsleben ausgegangen werden.
Aus dem Jahre 2016 liegen Dokumente vor, die belegen, dass ein Umbruch anstand. Eindeutig stand der Weggang des Frank Polenz, zurück nach Greifswald bevor und folglich mussten auch neue Verantwortliche für Verwaltung und Training ernannt und vorbereitet werden. Außerdem findet sich eine Beitrittserklärung des Schwertkampf Osnabrück zum Deutschen Dachverband Historischer Fechter (DDHF) in den Archiven. Ein kleiner Schritt für den DDHF, ein großer Schritt für den SKOS.
Ab 2017 zeichnen sich Niklas Brending, Daniel Suarez-Mosquera und Alexandre Witte für das Training verantwortlich. Ein Mann Namens Thomas Goldschmidt (man wird noch viel von ihm hören) tritt durch einen Einsteigerkurs zum neu angebotenen Fechten mit dem Langen Messer dem Verein bei und eine weitere Person, der Sohn des zuvor genannten Thomas, Malte Melms, betritt im selben Jahr zum Anlass des legendären Guy-Windsor-Seminars die Bühne in Osnabrück.
In der darauf folgenden Zeit lässt sich den Aufzeichnungen der Chronisten entnehmen, dass Alexandre Witte sich aus dem Trainerdasein zurückzieht und sich nurmehr auf seine Tätigkeit als Kassenwart konzentrieren möchte. Die Messergruppe löst sich auf und nur noch zwei Trainingstermine in der Woche werden angeboten.
Im Spätsommer 2018 findet erneut ein Spektakel der mittelalterlichen Fechtkunst in Osnabrück statt. Guy Windsor ist wieder da, und er ist besser als je zuvor. Bekannte aus dem Jahr davor treffen sich, es wird gefochten und gefeiert und es stellt sich heraus, dass der Schwertkampf Osnabrück den zuvor genannten Malte Melms so in den Bann gezogen hat, dass er im Herbst nach Osnabrück ziehen und dem Verein beitreten wird.
Es geschah wie es geweissagt wurde und im Oktober wurde besagter Malte Melms Vereinsmitglied und im darauffolgenden Winter von Niklas Brending, damals Trainer und erster Vorsitzender (quasi also König) des Vereins zum Trainer ernannt.
Im Frühjahr 2019 fand ein großartiger Einsteigerkurs statt, der dem Verein eine Reihe noch großartigerer Recken und Reckinnen bescherte. (Die entsprechenden Ladys und Gentlemen wissen von wem hier die Rede ist.) Direkt im Anschluss fand ein Trainingsaustausch mit der Modernen Schwertkunst Osnabrück statt aus dem sich ein reger Austausch ergab, der bis heute Bestand hat. Dieser Austausch gipfelte in der Teilnahme von Daniel und Malte am großen Nikolausturnier der MSK, bei dem Malte den Dritten Platz belegen konnte. Außerdem fand erneut ein fulminantes Seminar mit Guy Windsor und Teilnehmern aus ganz Deutschland statt. Im Oktober erhob sich schließlich die neu gegründete Rapiergruppe unter der Leitung von Thomas Goldschmidt und Malte Melms wie der Phoenix aus der Asche. Der Verein konnte somit sein Angebot um eine weitere edle Waffengattung erweitern. Des Weiteren wurde eine neue Vereinstracht von der jungen und aufstrebenden Berliner Schneiderei 8 Openings angeschafft.
Das Jahr 2020 begann mit großen Plänen und der Start ins Training gelang exorbitant gut. Einsteigerkurse und Seminare wurden geplant, Hallen gebucht, die Werbemaschinerie in Gang gesetzt und dann kam die Seuche über die Welt und der Trainingsbetrieb musste für Wochen eingestellt werden. Doch kurz zuvor gründeten die Osnabrücker Schwertkampfvereine in einem verzweifelten letzten Akt des Widerstands einen gemeinsamen Freifechtzirkel.
Es schien, dass die Coronazeit zugunsten des Vereins gelaufen sind und einiges an Veränderung mit sich gebracht haben. Es kamen einige Mitglieder hinzu, die den Verein zu neuem Leben erweckten.
In dieser Zeit hat sich der Verein u.a. vermehrt mit “La Verdadera Destreza” beschäftigt. Was dazu geführt hat, dass im März 2022 die 1. Destreza-Tage in Osnabrück und auch in Deutschland stattgefunden haben. Organisiert wurde dies von Malte Melms und Chris Lee-Becker. Im darauffolgenden Jahr haben die 2. Destreza-Tage dann in Böhl-Iggelheim stattgefunden bei der Academia da Espada Deutschland. Seit März 2023 sind wir offiziell als Studiengruppe bei der Academia da Espada eingetragen und ein paar von uns haben bereits erfolgreich Academia-Graduierungen absolviert. Diese gehört zu der Schule in Spanien von Ton Puey. Der Verein vernetzt sich im deutschsprachigen Raum mit der Tochterschule in Böhl-Iggelheim und den Studiengruppen, die aktuell in Borchen, Zürich, Wien und Osnabrück bestehen.
Desweiteren hat der Verein im Herbst 2022 und Herbst 2023 Jan Gosewinkel zu sich eingeladen, um jeweils ein Wochenende zum Montante abzuhalten. In Zukunft sind weitere Treffen geplant.
Ein weiterer Punkt, der sich während der Coronaphase geändert hat, ist, dass der Verein sich von der italienischen Fechtkunst nach Fiore de Liberi abgewandt hat und sich mittlerweile den Lehren nach Joachim Meyer zugewandt hat.
Neben den 3. Destreza-Tagen im Frühjahr 2024 konnten wir zusätzlich unseren Maestro Ton Puey nach Osnabrück zu einem wunderbaren Wochenende mit Rapier und Rapier + Dolch einladen. Wenig später war Jan Gosewinkel erneut für einen Montante-Workshop zu Gast.
Die erste Hälfte des Jahres 2024 brachte auch einige Änderungen im Trainingsalltag mit sich. Malte übergab das Rapier-Training im März offiziell an Leonard, der Ende 2021 dem Verein beitrat, das Langschwert-Training wurde in „Anfänger“ und „Fortgeschrittene“ aufgeteilt, wobei Stefan (unser Kassenwart) und Amadeus (unser Schriftführer) das Anfängertraining nun nach den Lehren von Danzig gestallten und Lion weiterhin Meyer trainiert. Eine komplette Neuheit ist das Dreschflegel-Training nach Mair, dass Imko ab dem Sommer leitet. Insgesamt trainieren wir nun viermal die Woche: mittwochs Rapier und Montante, donnerstags Langschwert für Anfänger, freitags Freies Training, sonntags Langschwert für Fortgeschrittene und Dreschflegel.
Aufgezeichnet vom Chronisten Maltinus Maximus anno domini 2020, ergänzt von Maria Seemann im Jahre 2023, ergänzt von Leonard Bökenkamp im Sommer 2024