Francisco Lórenz de Rada
Bei unserem Training konzentrieren wir uns auf die Inhalte („La Verdadera Destreza“) der Academia da Espada unter der Leitung von Ton Puey. Seit 2023 sind wir ein offizieller Standort und eine Studiengruppe der Academia da Espada Deutschland und einige Mitglieder haben bereits erfolgreich an Academia-Graduierungsprüfungen teilgenommen. Mit Kolleg*innen aus den anderen deutschsprachigen Academia-Standorten Iggelheim, Borchen, Zürich und Wien besuchen wir regelmäßig internationale HEMA-Events, die häufig von Ton Puey organisiert werden.
Hauptquelle innerhalb von „La Verdadera Destreza“ ist das Fechtbuch “Nobleza de la Espada” von Francisco Lórenz de Rada:
„Francisco Lórenz de Rada wurde in Laredo (Cantabria) als Sohn einer Hidalgo-Familie (Adelsfamilie) geboren und am 17. Oktober 1660 getauft. Er verstarb am 23. April 1713 in Mexico. Er begann seine militärische Laufbahn 1682 in der Marine, zunächst als Soldat, dann als Infanterie-Kapitän und erreichte den Rang eines Feldmarschalls. 1694 zum Ritter des Ordens von Santiago de Compostela ernannt, zog er 1695 nach Amerika, wo er verschiedene Positionen in der Kolonialverwaltung bekleidete: Gouverneur von Veracruz, Hauptkanzler der königlichen Audienzen und ständiger Registrator der Königreiche von Neuspanien. […] König Philipp V. verlieh ihm mit königlichem Dekret vom 22. April 1704 den Adelstitel “Marqués de las Torres de Rada” […]. Während seines Aufenthalts in Spanien veröffentlichte er sein Fechtbuch “Nobleza de la Espada” (1705) in Madrid. […]
Er veröffentlichte verschiedene Werke über La Verdadera Destreza, von denen das wichtigste, Nobleza de la Espada, – ein monumentales Kompendium -, das vollständigste und vollendetste Werk über diese Art des Fechtens und wahrscheinlich eine der vollständigsten Abhandlungen über das Fechten überhaupt ist, die je geschrieben wurden. […] Leguina zufolge war er eine bedeutende Figur des spanischen Fechtsports im 18. Jahrhundert; ein Anhänger der Pacheco-Doktrin, auch wenn er bei einigen Gelegenheiten zensiert wurde, widmete er ein Kapitel seines umfangreichen Werks der Behebung dieser Fehler”. Auch Moreno qualifiziert ihn positiv: “Auch wenn […] er […] in die Fußstapfen seiner Vorgänger, insbesondere des Pacheco de Narvaez, getreten ist […] ohne vom System der Kreise, Tangenten, Halbkreise und Geraden abzuweichen, hat er einige Verbesserungen und Verfeinerungen in der Methode eingeführt. […]
Es existiert – soweit ersichtlich – keine vollständige Übersetzung seines Fechtbuch “Nobleza de la Espada”. Lediglich Teile des dritten Buches von “Nobleza de la Espada” wurden übersetzt (American School Of Verdadera Destreza). Daneben existieren zwei Bücher von Sebastién Romagnan, die auf Radas Fechtbuch basieren. Romagnans Buch “Destreza – Historical Fencing” geht ausführlich auf diesen Stil ein. Rada ist einer von nur zwei Destreza-Autoren, der eine dritte Medio oder den Abstand zwischen den beiden Primärmedios beschreibt. Er geht auf den Atajo (Methode zur Kontrolle der gegnerischen Klinge) ein und bricht sie in 8 verschiedene Methoden auf. Zudem modifiziert er die Haltung, Techniken und Strategien von Destreza.“
Das Fechten nach Rada zeichnet sich auch dadurch aus, dass die höchste Kunst u. a. ist, das Leben das Gegners zu verschonen und ihn bei Gelegenheit zu entwaffnen, statt zu töten. Ein weiteres Hauptsaugenmerk ist, dass der Diestro / die Diestra sich beim Fechten immer zuerst absichern sollte, statt kopflos auf sein gegenüber einzuprügeln. Ebenfalls herauszuheben ist, dass neben Stichen auch Hiebe mit dem spanischen Glockenrapier praktiziert werden, was, im Vergleich zu anderen Rapierschulen Europas, eher unüblich ist. Gängige Zweitwaffen können ein Dolch, ein Mantel oder z. B. ein Rotella (Rundschild) sein. Außerdem erinnern die eleganten Fechtbewegungen des Körpers stark an einen höfischen Paartanz, womit „La Verdadera Destreza“ nach Rada auch durch seine Ästhetik reizen kann.